Neuerscheinung: Rivalisierende Aufklärungen. Von Franz Leander Fillafer
29. Januar 2010
Die Kontinuität und Historisierung des josephinischen Reformabsolutismus in der Habsburgermonarchie
In: Wolfgang Hardtwig (Hg.): Die Aufklärung und ihre Weltwirkung. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2010 (Geschichte und Gesellschaft, Sonderheft 23), S. 123-169.
Zitation
Was war Aufklärung in der Habsburgermonarchie? Dieser Beitrag rekonstruiert Etappen der Aufklärung und stellt ihr konfliktreiches Verhältnis zum josephinischen Benevolenzdirigismus seit den 1780er Jahren in den Mittelpunkt. Die Studie legt dar, weshalb herkömmliche Periodisierungen des Endes der Aufklärung „um 1800“ zu kurz greifen; sie verfolgt Kontinuitätslinien nicht im Sinne einer longue durée, sondern unter der Perspektive des Funktionswandels spätaufklärerischer Denkfiguren in verschiedenen Wissensfeldern bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. 1848 schließlich saß die Aufklärung rittlings auf den Barrikaden. Sie wurde als Panazee zur Reform des Reichs gepriesen und als Galionsfigur des abgehalfterten Vormärz-Regimes angegriffen.
Der Aufsatz widmet sich auch der Redistribution von politischen Legitmitätsressourcen um 1848, und untersucht die damit verknüpfte Neuverteilung von identitätsstiftenden Vergangenheitsentwürfen. Diese Redistribution bezog sich sowohl auf die Geschichte der Gesamtmonarchie und Regionen, als auch auf die historische Herleitung der liberalen und konservativen intellektuellen „Traditionen“, die sich um die Jahrhundertmitte herauskristallisieren. Durch diese Rückversicherungstektonik entstanden zählebige politischen Mythen über das 18. Jahrhundert und über seine Rolle in der Entwicklung des Habsburgerstaates, denen der Aufsatz klischeegeschichtlich auf den Zahn fühlt. (Abstract)
Franz Leander Fillafer promoviert im Doktorandenkolleg „Zeitkulturen“ zu „Escaping the Enlightenment. The Persistency and Historicisation of the Enlightenment in the Nineteenth-Century Habsburg Monarchy“.